Einmal die Antenne auf Empfang gestellt, begegnet mir auf allen Kanälen immer wieder das Thema "Jung und Alt". Hier zwei Beispiele:
In der ZEIT Beilage Doctor vom 19.3. finde ich durch den Tipp eines guten Freundes, einen spannenden Artikel zum Thema "Generationenpakt". Zentrale Aussage ist folgende: "Junge und alte Menschen leben gesünder und länger, wenn sie füreinander da sind. Das gilt auch jetzt." Jetzt, wo die Brücken zwischen Senioren und Kindern zum Schutz vor Ansteckung komplett abgebrochen wurden, wird noch mal stärker deutlich, wie wertvoll der Austausch zwischen der jüngeren und älteren Generation ist und das in jeder Beziehung: für Körper, Seele und Geist gleichermaßen.
Nach Aussage der Autoren verfügen "die Alten" über eine wachsende Fähigkeit - die Entwicklungspsychologen als "Generativität" bezeichnen - "die Lust am Weitergeben, sich engagieren, mit anderen verbunden bleiben". Das ist nicht nur vorteilhaft für die Jüngeren, sondern hält nachweislich auch die ältere Generation länger gesund und selbstständig.
Dieser Artikel erwähnt auch Studien über nomadisch lebende Gesellschaften, die aufzeigen, dass allein die Anwesenheit von Älteren das Zusammenleben in einer Gruppe verbessert und stabilisiert.
Auf eine Sendung auf Vox "Wir sind klein und Ihr seid alt" werde ich durch eine Mutter eines 4-jährigen Sohnes aufmerksam. In ihrem Fall sind ihre Eltern leider schon verstorben, Kontakte zur älteren Generation sind daher eher selten für Ihren Jungen. Ich lass mich von Ihrer Begeisterung anstecken und gehe auf die Suche nach dieser Sendung im Netz.
Was passiert da? 6 Wochen lang treffen sich 10 Senioren einer "Serviceresidenz" mit 10 Kindern eines Kindergartens in NRW. Der Altersunterschied könnte nicht größer sein: der Jüngste ist 4 Jahre, der älteste Senior 92. Damit sich beide Generationen wohl fühlen, wurde extra ein Aufenthaltsraum umgebaut: für die Senioren bunte Ohrensessel, für die Kinder Sitzkissen und für beide Generationen passende Tische und Stühle. Dazwischen Platz zum Tanzen und Spielen. Beide Seiten brauchen Zeit zum Auftauen. Die Skepsis auf Seiten der Senioren ist sehr groß: "Werden die Kinder mich mögen?", "Schaffe ich das überhaupt noch mit Kindern zu spielen - bin ja nicht mehr so beweglich?" "Was kann ich den Kindern überhaupt geben?" All diese Zweifel verschwinden wie von selbst jeden Tag, jede Woche ein Stückchen mehr. Erstaunlich sind auch die Ergebnisse aus den ärztlichen Test vor und nach dem Start des Experiments. Die Senioren sind aktiver, mobiler und zufriedener mit sich selbst und ihrem Umfeld.
Am Ende gibt es bei Kindern und Senioren ein lachendes und ein weinendes Auge: die gemeinsame Zeit war toll, über diese Erfahrung sind alle Beteiligten dankbar, nur leider ist das Experiment zu Ende. Sicher bleiben Verbindungen zwischen Senioren und Kindern erhalten. Die Senioren sind sich alle einig: "Die Kleinen werden uns fehlen." Die Gerontologin Prof. Dr. Kulmey, eine der Expertinnen, die im Rahmen dieser Sendung immer wieder zu Wort kommen, bringt es auf den Punkt: "Es ist schade, dass wir wenig Räume schaffen, in denen sich Generationen treffen können."
Und genau das ist auch das Anliegen unseres Generationenprojektes. Wir möchten genau diese Räume schaffen und das nicht vorübergehend, sondern integriert in den Alltag von Senioren und Kindern.
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