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  • AutorenbildSilvia Zapke

Was ist unsere Vision

Wenn Ursula Lerch sich wieder jung fühlen will, setzt sie sich in ihren Lieblingssessel. Er steht im Foyer ihres Kinder-Senioren-Campus. Von dort beobachtet die 79-Jährige an diesem Morgen mit einem Schmunzeln die munter schwatzenden Kinder auf ihrem Weg zum Kindergarten und die ihnen hinterhereilenden Eltern. Besonders freut sich Ursula auf Ella, die morgens kurz nach 8 Uhr mit ihrer Mutter in die runde Eingangshalle läuft und immer kurz zu ihr abbiegt. „Guten Morgen“, ruft die Fünfjährige. „Heute Nachmittag ist unser Fußball Turnier, kommst Du?“, fragt sie. „Aber ja“, antwortet Ursula ihr lachend und zwinkert ihrer Mutter zu. „Bis zum Mittagessen.“ Heute mag Ursula nicht selbst kochen und will im hauseigenen Restaurant zusammen mit Ella und den anderen Kindern essen, ein Angebot der Betreibergesellschaft ihres Kinder-Senioren-Campus.


Am Nachmittag nach dem Turnier werden sich Ursula und Ella wohl erneut begegnen, denn Ursula liest von Zeit zur Zeit in der Bibliothek aus ihren alten Kinderbüchern vor. Oft kommt gleich ein Dutzend Kinder. Ella war jedes Mal dabei. Und es kommen oft auch Senioren zur kleinen Lesestunde und genießen diese Zeit zusammen mit den Kleinen.

Noch ist diese Geschichte Fiktion, unser Verein „Generationsideen“ arbeitet daran, dass es Wirklichkeit wird. Wir wollen ein Modellprojekt starten, in dem ein Kinder-Senioren-Campus entsteht, der alle Aspekte eines Zusammen(er)lebens von Alt (Servicewohnen) und Jung (Kinderkrippe bis Kinderhort) in einer vollkommen neuen campusorientierten Architekturidee ermöglicht. Wohlfühlen und Entfaltung, Rückzug und Kontakt werden dort gleichermaßen möglich.


„Ich möchte gerne autark leben, aber nicht alleine“, sagte Marianne G. (62) in einem unserer vielen Gespräche, mit denen wir neben der Auswertung einer Reihe von Studien die Bedürfnisse und Wünsche von Alt und Jung erforscht haben. Wir, das sind die InitiatorInnen des Vereins „Generationsideen“, der inmitten der Pandemie Ende April 2020 durch zehn Frauen ins Leben gerufen wurde. Unser Wunsch ist es "Kinder und Senioren unter einem Dach“ zusammen zu bringen. Dass das wertvoll und wichtig ist, hat die ZEIT in Ihrem Artikel zum Thema "Generationenpakt" in der Beilage Doctor im März 2019 so wunderbar beschrieben. Es gibt so viel, was Kinder und Senioren sich gegenseitig geben können. Oft aber leben Oma und Opa weit von ihren Enkeln entfernt, oder es gibt in ihrer Familie keine nächste Generation. Der Kinder-Senioren-Campus soll den Bund von Alt und Jung wieder festigen.


EINE NACHHALTIGE VERBINDUNG ZWISCHEN JUNG UND ALT

Die Seniorinnen und Senioren haben die Möglichkeit von mehr Teilhabe. Sie sollen ihre wertvollen Erfahrungen vielfältig und nach ihren Möglichkeiten einbringen können, etwa beim Betreuen von Kindern, in der Gartengestaltung, der Organisation nachbarschaftlicher Events oder bei handwerklichen Tätigkeiten. Kinder wiederum erhalten die benötigte Aufmerksamkeit, die sie in der Schnelllebigkeit unseres Alltags zu oft vermissen. So können sie zugleich sensibel für Einschränkungen im Alter werden. Sie können ganz beiläufig und spielerisch Selbstwirksamkeit erfahren und gleichzeitig die Grenzen des menschlichen Lebens kennen lernen. Aufgrund der räumlichen Nähe in Verbindung mit den gemeinsamen Aktivitäten entstehen nachhaltige Verbindungen zwischen Jung und Alt.


CAMPUSORIENTIERTE ARCHITEKTURIDEE FÜR DIE BEGEGNUNGEN VON JUNG UND ALT IM ALLTAG

Für das Vorhaben ist ein spezieller architektonischer Bau geplant, der die Form einer Blume (siehe Logo) annehmen soll. In der Mitte findet sich der Eingangsbereich. Davon abgehend in einzelnen Blütenblättern die Bereiche wie Kinderhort, Kindergarten, altersgerechte Wohnungen mit Serviceangeboten, Restaurant sowie Sport- und Freizeiträume. Der Wert des Projektes liegt in der Vielzahl der alltäglich beiläufigen wie auch organisierten Begegnungen. Ziel ist es, ein lebendiges Gesamtumfeld zu gestalten, welches Jung und Alt körperlich, geistig und seelisch fit hält. Die Architektur, die sich um den zentralen Mittelpunkt herum ansiedelt, bietet aber auch die nötige Rückzugsmöglichkeit von den trubeligen Plätzen, an denen alle zusammentreffen können. Ein Aspekt, der auch für Senioren attraktiv ist, denen bisherige Konzepte wie Mehrgenerationenhäuser nicht genügend Abgeschiedenheit geboten haben.


SINNSTIFTENDE DIGITALISIERUNG, DIE DAS ZUSAMMEN(ER)LEBEN BELEBT UND ERLEICHTERT

Gleichzeitig ist geplant, den Kinder-Senioren-Campus als einen Ort sinnstiftender Digitalisierung zu gestalten. Dabei wird auf Technik gesetzt, die alle Generationen gleichermaßen involviert und begeistert. Die Technik fokussiert dabei auf Spaß, Freude und Teilhabe – beispielsweise durch Bewegungsförderung. Darüber hinaus soll digitale Technik Senioren dabei helfen, so lange wie möglich sicher und autonom in ihrer Wohnung zu leben. Maria B. (66 Jahre) stellt sich das so vor: „Ich habe technische Helfer, damit ich alles von Zuhause regeln kann. Gleichzeitig kann ich raus, wann ich will und die Welt kommt zu mir.“


INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT FACHFREMDER BERUFE

Genauso wichtig wie die räumliche und technische Ausstattung des Campus ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen bisher fachfremden Berufen wie Erziehende und Pflegende. Es gibt mit der Generationsbrücke Deutschland schon wunderbare Praxisbeispiele. Den Initiatorinnen des Vereins geht es um neue zukunftsweisende Ideen, die aus dem bisherigen Nebeneinander der Kulturen in Einzelorganisationen (Kindergärten, Kinderhort, Servicewohnungen) eine starke gemeinsame Kultur entwickeln. „Wir brauchen Gemeinschaften, deren Mitglieder einander einladen, ermutigen und inspirieren, über sich hinauszuwachsen.“, so Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung.


In Erweiterung zu anderen Projekten suchen wir Antworten auf die Frage, wie eine solche soziokulturelle Innovation modellhaft organisatorisch, architektonisch und technisch zu gestalten ist, damit sich eine Gemeinschaftskultur von Senioren und Kindern und darüber hinaus (Eltern, Nachbarn etc.) entwickeln kann. Das Organisationsmodell des Kinder-Senioren-Campus soll in Anlehnung an das erfolgreiche Unternehmen Buurtzorg in den Niederlanden gestaltet werden.


Prof. Dr. Anne Meißner, Professorin für Pflege und Versorgungsorganisation an der Universität Hildesheim, trägt unsere Idee mit und hat signalisiert uns zu unterstützen. Nun bedarf es neben der Wissenschaft weitere Mitstreiter und Investoren, die ein solches Konzept mit seinen vielen positiven Effekten für unsere Gesellschaft umzusetzen helfen.

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