Die Angst vor dem Älterwerden ist auch deshalb so groß, weil es in den Köpfen vieler Menschen nur zwei Wohnmodelle für das Leben im (Un)Ruhezustand gibt: Haus / Wohnung (ob Eigentum oder Miete) oder Pflegeheim. Letzteres ist aufgrund von vielen kritischen Berichten und eigenen Erfahrungen i.d.R. kein gewünschter "Altersruhesitz". Dabei ist die Vielfalt der Wohnmodelle für Ältere so viel größer und ein Spiegelbild ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche. In Abhängigkeit vom Grad der Selbstständigkeit, der sozialen Einbindung und der finanziellen Spielräume, gibt es theoretisch mehrere Optionen. Praktisch könnte es an mangelnden Plätzen scheitern. Wir werfen dennoch einen Blick auf verschiedene Wohnoptionen und ihre Auswirkungen auf das Lebensumfeld.
Wohnen im eigenen Haus oder in der Wohnung... ist das Wohnmodell, welches von den meisten Senior:innen bevorzugt wird. Verständlicherweise möchten sie so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Mit entsprechenden Anpassungen an Wohnräumen und der Unterstützung aus dem eigenen Umfeld (Familie, Nachbarschaft, Quartier) können sie ihre Unabhängigkeit wahren. Und laut Aussage einer Pflegeexpertin ist das auch denkbar, solange wir uns nicht selbst oder andere gefährden.
Mehrgenerationenwohnhäuser... sind Orte an denen Menschen unterschiedlichen Alters unter einem Dach leben. Diese Modelle fördern den Austausch zwischen den Generationen, wodurch ältere Menschen von der Energie und Frische der Jüngeren profitieren können, während diese wiederum von ihrer Lebenserfahrung lernen. In den letzten Jahren sind viele Mehrgenerationenwohnhäuser entstanden. Häufig schliessen sich Menschen zusammen, die sich bereits kennen- und schätzen gelernt haben.
Wohngemeinschaften... teilen sich ein Haus / eine Etage / eine größere Wohnung. Dies ermöglicht soziale Interaktionen und gemeinsame Aktivitäten, während die Bewohner dennoch ihre Privatsphäre behalten. Die bekannteste Seniorenwohngemeinschaft ist die vom ehemaligen Bürgermeister Hennig Scherf in Bremen (siehe dazu DIE ZEIT vom 12.8.23). Für Bewohner:innen, die geistig und / oder körperlich nicht mehr so fit / mobil sind, lohnt es sich auch zu prüfen, ob kleinere Wohn-Pflege-Gemeinschaften einen Platz frei haben. Engagierte Pflegekräfte tragen rund um die Uhr dazu bei, dass das Leben der Senior:innen auch mit Einschränkungen lebenswert bleibt.
Servicewohnen oder Betreutes Wohnen... ist eine Wohnform, die eine Kombination aus selbstständigem Wohnen und vielfältigen Unterstützungs- und Betreuungsleistungen bietet. All das erleichtert älteren Menschen das Leben. Immer mehr Wohnungsunternehmen erweitern Ihr Angebot für Ihre älteren Mieter, wie z.B. die Wobau in Wismar mit Ihrem "Service-Wohnen 70+" Angebot. Und neben etablierten Anbietern wie Wohlfahrtsorganisationen stehen auch neu gegründete Gesellschaften in den Startlöchern und bauen eifrig attraktive "Wohlfühlorte" für die (Un)Ruheständler wie z.B. Wohnvoll oder Lively.
Seniorenresidenzen... unterscheiden sich von Servicewohnungen durch das noch umfassendere Rundum-sorglos-Paket, welches auch Luxus- und Komfortdienstleistungen beinhaltet. Damit sind diese Häuser i.d.R. teurer als betreute Wohnanlagen. Zu den etablierten Anbietern in diesem Marktsegment gehören KWA, Augustinum, Pro Senior. Diese Unternehmen unterhalten i.d.R. auch Pflegeheime und Servicewohnungen.
Pflegeheime... werden i.d.R. von Senior:innen bewohnt, die umfassende Pflege und Betreuung benötigen. Sie bieten damit eine sichere Umgebung und medizinische Unterstützung. Aufgrund des Fachkräftemangels und der gestiegenen Kosten müssen Anbieter aktuell Ihre Geschäftsmodelle überdenken und in der Konsequenz auch Einrichtungen schliessen (siehe dazu DIE ZEIT vom 29.5.23).
Hospize... sind häufig die letzte Wohnstätte für Menschen jeglichen Alters. Diese spezialisierten Einrichtungen bieten palliative Pflege für jene mit begrenzter Lebenserwartung. Sie zielen darauf ab, eine würdevolle und schmerzfreie Umgebung zu schaffen.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung dieser Modelle an die sich verändernde Gesellschaft (Demografie, Fachkräftemangel) sind von entscheidender Bedeutung, um älteren Menschen ein erfülltes und unterstützendes Lebensumfeld zu bieten. Sie erfordern innovative Ansätze für die Wohnsituation älterer Menschen. Doch die Herausforderungen bieten auch Chancen für neue Modelle, die sich entwickeln, wie u.a. Pflegebauernhöfe (Link) oder Wohnen-für-Hilfe Angebote (Link).
Wir planen einen Begegnungsort - den Kinder-Senioren-Campus - an dem ältere Menschen wohnen und Kinder in den Kindergarten und Kinderhort gehen. Wir integrieren dort Servicewohnen und wenn möglich auch eine Pflegewohngemeinschaft. Hier liegt der Fokus vor allem auf zwei Altersgruppen: die (Un)Ruheständler (ab ca. 60) und die kleinen Wilden (0-12 Jahre). Dies fördert den Austausch von Erfahrungen und Wissen zwischen den Generationen und trägt zur sozialen Integration bei. Alltagsbegegnungen zwischen Jung und Alt schaffen eine bereichernde Umgebung, in der beide Seiten voneinander lernen können.
Warum wir davon überzeugt sind, dass dieses Wohnmodell nicht für jeden, aber für Menschen mit einem gemeinschaftsorientierten Lebensstil, für deren Angehörige, für Kinder und deren Eltern, sowie für die Gesellschaft so wertvoll ist, erklären wir im Detail im nächsten Blogbeitrag.
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